Time to say goodbye

Langsam häufen sich die Abschiede.

 

Noch vor kurzem brachte ich meine (hoffentlich) letzte ambulante Nachsorge im Krankenhaus hinter mich (nachzulesen hier), und nun steht schon der nächste Abschluss vor der Tür:

Nach exakt zehn Jahren endet meine medikamentöse Antihormontherapie am 1. Mai.

 

Ich weiß noch, wie ich meine erste Tablette "einwarf", auf dem Klo im Ausflugsrestaurant "Polsterlucke" in Hinterstoder.

Ich hatte noch wenig, relativ pigmentlose Haare auf dem Kopf, am Mittagstisch warteten Hascheeknödel mit Sauerkraut auf mich ... ja, man merkt sich unglaublich viele Details, wenn es um besondere Zeiten geht.

Ein ergreifender Moment war es jedoch nicht, und ich weiß auch nicht mehr, warum ich die kleine, weiße Tablette nicht einfach im Gastraum mit einem Getränk einnahm. Vielleicht wollte ich in diesem Augenblick einfach alleine sein.

 

Ich wusste noch nicht, was auf mich zukam. Zwar hatte ich über die Wirkungen und natürlich auch Nebenwirkungen der Antihormontherapie gelesen und gehört, aber es war noch nicht klar, wie ich sie tatsächlich zu spüren bekommen sollte.

 

Darüber zu schreiben - nein, das mache ich jetzt nicht. Das habe ich im Blog schon mehrfach getan, und es ist nicht gerade mein Wille, noch einmal die genauen Details der Muskel- und Gelenkschmerzen, die Schlafstörungen, den hartnäckigen Schwimmreifen (den um den Bauch) und die Schwitzerei vor euch auszurollen.

Wer mich kennt bzw. regelmäßig auf dieser Seite liest, weiß, dass ich nicht nur das Negative von all dem wahrgenommen habe, sondern mir auch bewusst bin, dass diese Tablettentherapie zu meiner "Lebensversicherung" beigetragen hat.

Sie war wie ein Sicherheitsnetz ... das jetzt gekappt wird.

Aber so dramatisch möchte ich es nicht sehen.

 

Was wird sich ändern?

Ich habe keine Ahnung - ich werde es sehen.

 

Ziemlich sicher scheint, dass sich meine Eierstöcke (hoffentlich) nicht mehr produktionsfreudig aufbäumen werden. Das Thema müsste an und für sich durch sein - und damit auch meine Wechseljahre.

 

Schlafen werde ich hoffentlich wieder besser, und wenn meine sensible "Hamsterblase" es zulässt, könnte ich vielleicht auch das eine oder andere Durchschlafen wieder schaffen. (Man glaubt kaum, wie es auf Dauer schlauchen kann, wenn man nachts zwei oder drei Mal aufstehen muss.)

 

Was die Muskel- und Gelenkprobleme betrifft, so weiß ich, dass es auch in meiner Hand liegt, dagegen etwas zu tun.

 

Der Schwimmreifen... tja, jedes Kind weiß, dass "Frauen im reiferen Alter" (wenn ich das so schreibe, habe ich immer noch das Gefühl, dass ich nicht MICH meine... und damit geht es bekanntermaßen nicht nur um meine Lebensjahre) nur schwer abnehmen. Na ja - ich würde mir etwas vormachen, würde ich annehmen, dass die Kilos in der Nach-Antihormontherapie-Ära von alleine wegschmelzen würden. Auch da bin ich selbst gefordert.

 

Eine Nebenwirkung, die oft unterschätzt wird, sind die Stimmungsschwankungen, und ja - ich habe in den letzten Jahren wirklich einige ziemlich dunkle Phasen gehabt. Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn sich alles - ob nun hormonell oder nicht - etwas ausbalanciert. Vorsichtig ausgedrückt.

 

Ich werde am 30. April die letzte Tablette schlucken, und ich werde keine Zeremonie draus machen.

Wie immer werde ich es am Abend tun und ein halbes Glas Wasser trinken...

... und dann war es das.

 

Ich habe nicht vor, Unsicherheiten und Zukunftsängste zu entwickeln bzw. zuzulassen.

Wie immer bin ich dankbar, dass ich diese Möglichkeit hatte. Ich habe sie dankbar angenommen und das Beste daraus gemacht.

Ich kann verstehen und respektieren, dass es Frauen gibt, die diese Therapie nicht vertragen (haben) und sie absetzen oder abgesetzt haben. Sie ist nun mal ein graviererender Einschnitt in den Hormonhaushalt und ins Leben.

Ich habe durchgehalten... erst fünf Jahre und dann die empfohlenen zehn Jahre.

Ich halte mich deswegen nicht für etwas Besseres. Es war einfach Glück, und ich bin dankbar, dass ich diese Möglichkeit hatte.

 

Trotzdem... ich werde das kleine, weiße, leicht bitter schmeckende Scheißerchen mit der durchschlagenden Wirkung nicht vermissen.

Auch wenn sie zehn Jahre lang meine treueste Freundin war.

Und mir ganz vertraut.

Da... in ihrer silbernen Blisterpackung.

Still wartend auf unsere gemeinsamen Abende...

... bis ich sie auspackte.

 

Keine Sentimentalitäten bitte.

 

Goodbye. :-)

 

 

P.S. Wer durch den Titel oder das Teaser-Video auf Facebook gedacht hat, ich gebe meinen Blog-Abschied bekannt - - - tja, auf die falsche Fährte geführt. Noch ist es nicht soweit. ;-)

 

 

 

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