I'm burnin' through the sky, yeah!

Ich habe meinem Papa viel zu verdanken.

Also, erst mal, dass ich überhaupt am Leben bin - dazu hat er, zusammen mit meiner Mama (danke, ebenfalls!), ordentlich was beigetragen.

 

Ich habe so einiges von ihm - zum Beispiel die Augen, die Ungeduld, die Begeisterungsfähigkeit, spontan aufflammenden (aber meist schnell versickernden) Jähzorn und: Liebe zur Rockmusik.

 

Darüber habe ich in einem anderen Beitrag ja bereits geschrieben.

 

Heute aber will ich eine Band in den Mittelpunkt stellen, die mich von Kindheit an sehr geprägt hat, und falls ihr euch fragt, was das Ganze jetzt bitteschön in einem Krebsblog zu suchen hat: Habt Geduld.

 

Es muss zu Beginn der 80er-Jahre gewesen sein, als Science Fiction-Fan Helmuth (= mein Vater) mich nach und nach in die Welt der "utopischen Filme" - wie er sie nannte - einführte.

"Krieg der Sterne", "Die Ewoks", "Starman", "Buck Rogers", "Planet der Affen" etc.

Ein Film jedoch eroberte einen besonderen Platz in meinem Herzen - aufgrund seiner knallbunten Optik, der rasanten Schnitte, der einprägsamen Darsteller und nicht zuletzt aufgrund der Musik:

 

"Flash! Ah-aaah.... saviour of the universe!"

 

Nicht nur der Titeltrack zum Film "Flash Gordon" ließ meine auditiven kindlichen Synapsen vor Freude funkeln, sondern auch der Rest des vorwiegend instrumentalen Soundtracks, der heutzutage als eher untypisches, ungeliebtes Stiefkind der Band gilt. (Ich aber mag ihn sehr!)

 

Die Band, ach ja ..... QUEEN!

Wer sonst?

 

Es war jedoch bestimmt nicht das erste Mal, dass Freddie's exaltiert-charismatischer Gesang und Brian's May unverwechselbar singende Gitarre meine musikalische Früherziehung prägten. Ich schätze, auch andere Songs weckten zu dieser Zeit (oder in der Zeit davor) meine Aufmerksamkeit:

"Another one bites the dust"

"Killer Queen"

"We Are The Champions"

usw.

 

Entweder alles frisch aus der fein säuberlich aufgenommenen Kassettensammlung meines Vaters (er hatte auch diese riesigen Tonbänder und eine Tonbandmaschine) oder möglicherweise auch aus der Plattensammlung meines ebenfalls rockbegeisterten Onkels, wo's auch die Rolling Stones und Pink Floyd gab.

 

Queen prägten meine Kindheit und später auch meine Jugend.

 

Als ich 11 war und anfing, auf's Gymnasium zu gehen, genoss ich den Luxus, abwechselnd von meiner Mutter oder meinem Vater in die Schule kutschiert und abgeholt zu werden.

Zu einer der besten und schönsten Erinnerungen gehören die Autofahrten mit meiner Mama, wenn wir ganze halbstündige Fahrten lang nur ein Lied hörten:

"I want to break free".

Wenn's durch war, kam der Rewind-Knopf zum Einsatz und es fing wieder von vorne an.

Ich liebte das!

Noch heute kitzelt es hinter meinem Brustbein, wenn die ersten Harmonieakkorde des Intros erklingen, oder wenn das berühmte Synthesizer-Solo anfängt.

Jede Millisekunde dieses Liedes ist fest in meiner musikalischen DNA verankert, und bestimmt auch in der meiner Mutter.

 

Vielleicht hat meine unbeschwerte Kindheit irgendwie mit diesem Lied geendet.

 

Aber meine Liebe zu Queen ging weiter - bis heute.

 

Ich sang ein Jahr lang in einem Chor - neben Songs der Beatles waren es auch welche der "Königlichen". Ich bin noch heute stolz auf "Somebody To Love" und "Bohemian Rhapsody".

 

Vor ein paar Jahren habe ich die Band live bei einem Stadionauftritt gesehen, und auch wenn er natürlich ohne Freddie stattfand, so darf ich doch zweifellos behaupten, dass dies das beste Konzert meines Lebens war.

Ich sehe noch die goldenen Konfettistreifen durch die Luft tanzen ("Find me somebody to loooohooove!").

Ich spüre noch die elektrisierende Stimmung im Oval des Linzer Stadions und wie Tausende Kehlen jede Note mitsangen.

Magie!

 

A kind of magic.

 

Außerdem: Es gibt auf der Welt nur ein Lied, dass sich für mich beim Hören nicht abnützt - egal wie oft ich es laufen lasse:

"Radio Ga Ga".

 

Und dann ist da noch....

..... und das.... und das....

 

"Tonight I'm gonna have myself a real good time..."

Immer wenn die ersten Klavierakkorde mitsamt Freddie's einschmeichelnder Stimme erklingen, denke ich an meine Erkrankungen.

Wie es war.

Wie ich mich fühlte.

Und wie mir speziell dieses Lied half - währenddessen, vor allem aber auch danach.

Im Text geht's eigentlich um etwas völlig anderes: um den Lebemann Mercury, der sein Leben in all seiner flamboyanten Pracht genießt und dem nach oben hin keine Grenzen gesetzt sind.

Dennoch bezog ich dieses mitreißende, textliche Vorwärtspreschen auf mich ...

...zu einem Zeitpunkt, als ich noch ganz am Anfang meiner Therapien stand und noch gar nicht wusste, was auf mich zukam.

...zu einem Zeitpunkt, als ich von "feel a-li-hi-hi-hiiive", einer "sexmachine ready to reload" und von "having a good time" ganz weit entfernt war.

...zu einem Zeitpunkt, als ich glatzert und müde einen Großteil meiner Energie aus der Musik zog - aus dieser und anderer.

 

Ich war nicht Lady Godiva, und "i don't want to stop at all" hätte in meinen Ohren gar grotesk klingen müssen, und wie eine "atom bomb about to oh oh oh oh oh explode" war ich höchstens nach meinen Bestrahlungen (zwinker zwinker).

Der Text war blingbling, krawumm und so überhaupt nicht ich (nicht im Krankheitszustand, aber auch als gesunder Mensch war ich kein rocket ship, kein satellite (es gab höchstens Satellitenknoten als Metastasen) und mit Lichtgeschwindigkeit reisen wollte ich auch nicht so ganz spontan.... schon gar nicht ans andere Ende des Regenbogens übrigens!

 

Und doch verkörperte dieses Lied ALLES, was ich war und was ich sein wollte, als ich durch all das durchging ... und schon als ich mich darauf vorbereitete, das zu tun.

(Ich machte auch aus meinem Herzen keine Mördergrube, was das betraf. Ihr könnte ja mal Monika von der Krebshilfe fragen, was ihre musikalische Assoziation ist, wenn sie an mich denkt.)

 

Diese Ich-kann-alles-schaffen-was-ich-will-Lieder gibt es ja massenweise (man denke nur an Survivor's "Eye Of The Tiger"), aber nur Queen haben für mich dieses besondere Etwas, das ins Blut schießt wie ein alles heilender Medikamentencocktail ... oder von mir aus auch wie eine Droge.

Da will ich doch gerne nicht davon loskommen!

 

I'm gonna go go go

there's no stopping me...

 


BLITZLICHT - der wöchentliche Kommentar von Monika Hartl, Krebshilfe OÖ

 

 

Don`t stop me now – oder was mich motiviert!

 

 

Kennen Sie das auch?

Sie hören ein Lied und sofort denken Sie an einen bestimmten Menschen, oder ein bestimmtes Ereignis.
Das kann sentimentale Erinnerungen an die erste Liebe, an einen unvergesslichen Abend, an ein besonderes Sportereignis, an gemeinsames Singen mit Freundinnen in der Schule, aber auch traurige Erinnerung wie zum Beispiel an das Begräbnis eines lieben Menschen auslösen.

 

Oder haben Sie in einem Interview mit einer/m erfolgreichen Sportler:in schon einmal die Frage nach dem Motivationslied gehört?
„Was hören Sie kurz vor dem Start, vor dem Rennen?“

Fast alle Sportler:innen haben IHR Lied, IHREN SONG!

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten Leser:innen jetzt nicken und schon in der eigenen Song-Schatzkiste wühlen.
Musik löst zahlreiche Emotionen aus.

 

Kennen Sie das auch?
Was ist Ihr Motivationslied?

Ich habe viele, je nachdem was ich vorhabe oder wie ich mich gerade fühle.

Möchte ich mich nach einem anstrengenden Tag entspannen höre ich – wahrscheinlich in der Badewanne liegend – eher „ruhige“ Musik, beziehungsweise Musik, die mich zur Ruhe kommen lässt.
Steht der Frühjahrsputz an, wird es eher laut und schwungvoll.

Ich könnte jetzt viele Tätigkeiten und Stimmungen und die für mich dazugehörenden Songs, meine individuellen Playlists aufzählen, aber es geht ja nicht um mich.

 

Es geht hier natürlich um aktuell oder ehemals erkrankte Krebspatient:innen und deren Angehörige.

 

Eine Krebserkrankung durchzustehen bedeutet, sich vielen verschiedenen Herausforderungen und Gefühlslagen stellen zu müssen.

Es bedeutet, dass körperlich und psychisch „Zustände“ auftauchen, die man vorher gar nicht gekannt hat.
Es bedeutet, Gefühle in einer noch nie zuvor erlebten Intensität wahrzunehmen.
Es bedeutet, dass man sich vielleicht immer wieder neu motivieren muss, wenn es anstrengend wird, oder wenn es so viel länger dauert, als man gehofft hat.

Es bedeutet, dass man immer wieder einmal in der Gefühlsachterbahn sitzt und Loopings fährt, obwohl man das gar nicht möchte.

Es bedeutet, dass man sich manchmal einfach gedanklich nur „wegbeamen“ und in eine andere Welt abtauchen möchte.

Es bedeutet, dass man sich vielleicht manchmal unverstanden und allein gelassen fühlt, aber auch dass man überwältigt sein kann, von der Fürsorge und Hilfsbereitschaft von Menschen, die einen lieben.

 

Als Beraterin der Krebshilfe lerne ich viele Betroffene kennen.

Manche davon begleite ich relativ lang, mit manchen reißt der Kontakt aus verschiedensten Gründen nie ab.

 

Eines haben alle gemeinsam.

Jede/jeder ist einzigartig und hat entsprechend individuelle Bewältigungsstrategien.
Jede/jeder hat unterschiedliche Motivatoren, Mutmacher, Kraftquellen, Durchhaltezitate, Trostspender und was sonst noch alles hilfreich sein kann.

Das können geliebte Menschen, Haustiere, der Blick auf das Ziel, Bilder, Urlaubsfotos, Filme, die Natur, Hobbies und eben auch Musik – und noch Vieles mehr sein.

 

Egal was es ist, es ist gut zu wissen was wann gut tut.
Falls Sie es noch nicht, oder nicht mehr wissen, finden Sie es heraus.
Achten Sie darauf mit wem, oder bei welcher Tätigkeit es Ihnen gut geht, wie Sie sich motivieren oder bei Bedarf auch beruhigen können.
Beobachten Sie, was bei Ihnen „direkt in die Emotion“ geht und Ihnen je nach Bedarf dabei hilft, diese Gefühle zu stärken oder auch zu mildern.

 

Und vielleicht haben Sie ja auch Sie, so wie Marlies - Ihre „Ich kann alles schaffen was ich will – Lieder“ und jetzt – so wie ich – Lust bekommen, diese auch gleich zu hören.

 

 

Musik spricht dort, wo Worte fehlen.“
( Hans Christian Andersen)

 

 

 

 

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