Es ist der 28. September 2012, und ich liege in einem Krankenhausbett.
Dieses wurde soeben in einem Krankenhausflur geparkt bis der Pfleger kommt, um mich mit meinem Bett wieder auf die Station zurückzubringen.
Ich bin 39 Jahre alt, wurde am Vortag wegen Hautkrebs operiert und habe soeben eine Stanzbiopsie hinter mich gebracht, bevor man mein Bett hier herausgeschoben hat. Wo ich allein bin.
Ich habe nämlich wahrscheinlich auch noch Brustkrebs.
Doppelt gemoppelt. Und alles innerhalb von einer Woche erfahren.
Der Radiologe, der gerade eine Miniprobe des Tumors aus meiner Brust entnommen hat, meinte auf meine Frage hin: "Sieht eher bösartig aus."
Ich könnte jetzt durchdrehen.
Ich könnte schreien, weinen, aufgeben, weil... ICH HABE KREBS - wahrscheinlich gleich 2x.
Vielleicht ist das auch nicht die einzige böse Überraschung, die auf mich wartet - vielleicht bin ich schon verkrebst. Voll mit bösartigen Geschwulsten, die mich schnell oder auch langsam umbringen.
Ein Teil von mir steht am Rande des Fallenlassens... des Nervenzusammenbruchs. Wem würde das nicht so ergehen - in so einer Situation?
Es wäre so leicht, die Kontrolle abzugeben - aber das konnte ich noch nie gut.
Ich liege allein in meinem Klinikbett, mit frisch transplantierter Haut auf meinem Unterschenkel und dem neuen Feind in meiner Brust, und stehe vor der Entscheidung:
Kopf über oder unter Wasser?
Blick gen Himmel oder in die Hölle?
"Sieht eher bösartig aus."
Ich bin ganz ruhig, betrachte die Bilder an der Wand (sehe sie aber nicht wirklich) und hoffe, dass der Pfleger noch eine Weile braucht, bis er hier ist, denn ich spüre irgendwie: Das ist jetzt ein wichtiger Moment. Den brauche ich für mich... allein.
Und dann weiß ich es auf einmal.
"Na gut", denke ich, "falls es wirklich Brustkrebs ist, auch noch Brustkrebs, dann kämpfe ich."
Es ist ein stummer Entschluss. Eine Entscheidung gegen das Durchdrehen und den Nervenzusammenbruch - es ist die Entscheidung, all dem die Stirn zu bieten, was auch immer noch kommen mag.
Und dann ist er plötzlich da - der kleine Funken in meinem Inneren, der sich entzündet und zu einer Flamme wird. Er wird - durch diese Flamme - leuchten, brennen, lodern, lebendig sein und mich begleiten... in der nächsten, schweren Zeit, und auch danach noch - falls es ein Danach gibt.
Er wird mir zeigen, dass ich am Leben bin und - wenn es nur irgendwie geht - auch bleibe.
Gemeinsam mit diesem Funken kommen Wille und Kraft, die Schock und Starre der letzten Tage nach und nach ablösen und Platz machen für Energie und die Konzentration auf ein Ziel. Nur ein Ziel. Was kann man sich noch mehr wünschen außer das?
Gesund werden...
Wie ich da auf dem Krankenhausflur liege und der Pfleger dann schließlich kommt und mein Bett in Richtung Station rollt, weiß ich, dass sich innerhalb von Minuten etwas verändert hat ... ICH mich verändert habe.
Es liegt an dem Funken, der etwas in Gang gesetzt hat, und zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass nicht nur Chemo, Bestrahlung, Operationen mich retten, sondern vor allem auch die Kraft - ausgelöst und am Leben gehalten von dem Funken, der Flamme, dem Feuer.
Der Funken kam von mir... entstand in mir. Alles, was damit einher ging, auch. Er zeigte mir, dass ich alles, was ich brauche, in mir selbst finde.
Ohne ihn wäre ich vielleicht nicht mehr am Leben.
Von allen Ereignissen und Momenten dieser Zeit ist dies immer der prägendste Augenblick gewesen.
Gewissermaßen entschied er über Leben und Tod.
Grund genug, diesem besonderen FUNKEN den Titel meines Blogs zu widmen.
Er ist immer noch da - flackert mal mehr, mal weniger... sprüht... vergeht fast... aber er lebt.
Und ich... auch.