Ziemlich überzeugt

"Ich bin zuversichtlich, dass..."

 

schrieb man mir in einer E-Mail, vor einigen Wochen.

 

Es ging darin um etwas, das meine Zukunft, mein Leben verändern - ihm eine entscheidende Richtung vorgeben würde.

Etwas, mit dem ich mich seit Monaten auseinandersetze, und bei dem ich Gesundheit, "Nutzen" und Lebensglück abzuwägen versuche.

 

Ich bin ein Mensch, der viel aus dem Bauch heraus handelt und sich das eine oder andere Mal auch von Impulsen leiten lässt.

Ich liege damit oft sehr richtig, und wenn ich nicht manches Mal darauf vergesse, würde ich energisch bestätigen: Jawoll... ich kann mir selbst zu 100 Prozent vertrauen.

 

Was ich hier so kryptisch umschreibe, ist nichts, was ich bereits in aller Öffentlichkeit - und nichts anderes ist das hier - in Ausführlichkeit breit treten möchte, denn irgendwie gehört es - NOCH - mir allein.

Oder fast mir allein.

Wer mich etwas kennt, weiß es ohnehin... oder ahnt es aufgrund meiner Vorgeschichte.

 

Jetzt, da ich nur noch drei Blogbeiträge verfassen werde (inklusive diesem hier) scheine ich dann doch noch ein paar Geheimnisse, ein paar intime Dinge meines Lebens bei mir behalten zu wollen, und ich finde das sogar richtig okay.

Ich habe durch diesen Blog gelernt, mit Offenheit und Authentizität den Schritt nach "außen" zu wagen.

Es ist mir nicht schwergefallen, und ich habe dadurch auch eine Menge über mich selbst gelernt.

 

Ich habe nie besondere "Popularität" genossen. Hätte ich es darauf angelegt, hätte ich mich selbst und den Blog stärker beworben, Instagram & Co. bemüht, aber letztlich ist es bei Mundpropaganda, Zufällen und Facebook geblieben.

Das war immer okay so. Anhand von Tausenden von Followern hätte ich niemals ableiten wollen, dass das, was ich zu sagen hatte, mehr oder weniger interessant oder wichtig sein könnte.

 

"Ich bin zuversichtlich, dass..."

 

Das hörte ich also, und es erinnerte mich nur ganz hauchzart an gewisse Zeiten in der Vergangenheit, als man mir beispielsweise sagte: "Ich bin zuversichtlich, dass Sie wieder völlig gesund werden."

Nicht in genau diesen Worten, aber doch so ungefähr.

 

"Ich bin zuversichtlich..."

 

Das reicht irgendwie... und tut es doch nicht. Denn etwas könnte noch anders kommen.

 

Hin und wieder stehe ich vor der stillen Frage, ob ich hierfür Zögerlichkeit und vielleicht sogar Ängste in Bezug auf meine gesundheitliche Zukunft stärker in den Vordergrund rücken sollte, und dann denke ich wieder:

Warst du nicht lang genug in den Fängen der Angst?

 

Dieser komische Fleck da... ist das womöglich wieder Hautkrebs?

Der Husten lässt einfach nicht nach... habe ich womöglich Metastasen?

 

Das ist der Weg, der mittels Rückwärts-Spirale (wieder) ganz nach unten führen würde.

Würde ich das wollen?

Nein.

Ganz sicher nicht.

 

Stattdessen ertappe ich mich dabei, wie ich meine Nase in den aufkommenden Wind halte, ein wenig schnuppere und bestimmte Eventualitäten einfach als möglich betrachten würde.

In diesem Fall wäre ich genau das:

ZUVERSICHTLICH.

Zum Beispiel, dass das Krebsmäntelchen, das ohnehin abgestreift werden will, endgültig in die Mottenkiste wandert. (Man wird ja noch träumen dürfen.)

 

***

 

"Ich bin ziemlich überzeugt, dass..."

 

Das las ich in einem neuen E-Mail, das mich gestern erreichte, und - wow! - was für ein Quantensprung, findet ihr nicht auch?

 

Überzeugt!

Nicht vollständig-hundertprozentig-mit Sicherheit... aber immerhin ziemlich überzeugt.

"Überzeugt" bedeutet MEHR als "zuversichtlich".

 

Es gab Augenblicke früher, da wandelte sich "zuversichtlich" in "überzeugt" um.

Zum Beispiel an einem Märztag im Jahr 2013, als eine junge, hübsche Ärztin ihre Unterlagenmappe mit meinen Histologie-Ergebnissen von der Brust-Mastektomie von sich schob, mich lächelnd ansah und sagte:

 

"Komplettremission. Wir haben uns alle sehr gefreut."

 

Ich starrte sie an, erst einmal unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

So erging es mir eine halbe Stunde später immer noch, als ich auf einer belebten Einkaufsstraße stand - und ich weiß noch den genauen Platz, an dem ich stand und sogar den Blickwinkel... und wie ich damals dachte:

 

"Es passiert wirklich: Ich werde gesund."

 

In diesem Moment verspürte ich - ziemliche Überzeugung.

Eine Garantie bekam ich damals nicht, und die habe ich bis heute nicht. Eine solche hat niemand, egal worum es geht.

Aber das Gefühl der Möglichkeiten, die sich eröffnen... all das war unbezahlbar.

 

Auch jetzt brodelt dieses Bällchen in meinem Magen, denn mein weiterer Weg zum ICH ist noch nicht beendet.

Noch lange nicht.

 

"Ich bin ziemlich überzeugt, dass..."

 

Allem zum Trotz.

Allem entgegen, was ich in meinem Kopf, in meinem Unbewusstsein für unmöglich gehalten hatte - eben wegen meiner Vergangenheit.

 

So werde ich also abwägen - wobei ich damit zum Glück nicht alleine bin, denn auf der anderen Seite, da steht das Vertrauen.

In Können, Wissen, Kompetenz und Mut.

Nein, ich bin nicht allein.

 

Und dann, eines Tages in nicht allzuferner Zukunft, werde ich eine unbekannte Tür aufstoßen.

Nicht mit Sicherheit, aber doch mit mehr als nur Zuversicht, und das bedeutet eine Menge mehr.

 

Ihr werdet dann nicht mehr dabei sein, fürchte ich... zumindest nicht hier im Blog.

Aber da "draußen"... wer weiß?

 

Ich beschrieb mal einen Beckenrand an einem Sprungturm, auf dem ich stand, und wo sich unten ein begleitendes Publikum einfinden wollte.

Ehrlich gesagt: Da haben sich die Reihen wieder von selbst gelichtet, aber - oh Wunder - es sind neue Menschen hinzugetreten, und auf diese kann ich zählen.

Ein wunderschönes Gefühl!

 

Ich habe kürzlich ein Interview in einer neuen Ausgabe einer Zeitschrift, die gerade veröffentlicht wurde, gegeben.

Also doch wieder ein paar Augenblicke des "Ruhms" - ganz ohne Instagram - und auch wenn ich mich darüber schon ganz schön freue, sehe ich auch der "Inkognito"-Zukunft nicht traurig entgegen.

Im Gegenteil.

 

Wege werden sich wieder kreuzen, und so manches Stück geht man gerne, freudig und "aus dem Bauch heraus" dann gemeinsam.

 

Ob das so sein wird?

 

Davon bin ich überzeugt.

 

 

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