Universum in a nutshell

Freitagnacht, als meine Nachbarn gegen zwei Uhr früh beschlossen, geräuschvollen Sex zu haben, stopfte ich mir meine Gehörschutzstöpsel in die Ohren, um friedlich weiterschlafen zu können.

Das gelang mir vorerst, aber irgendwann mischte sich ein Albtraum in meine Nachtruhe:
Ich litt an Luftmangel und musste gleichzeitig nach Sauerstoff schnappen und eine Perlenkette schlucken.

 

Liebe Hobby-Traumdeuter, ich wünsche euch viel Spaß mit der Analyse!

 

Na ja, so schlimm war es nicht. Ich erkläre es mir so, dass ich mir derzeit ein klitzekleines bisschen Druck mache, und zwar selbst. Das hat mit dem Beruf und einer neuen Aufgabe und Verantwortung zu tun, aber hey - ich erkenne die glanzvolle Chance, zu wachsen und zu gedeihen und noch mehr Erfahrung aufzubauen.

Daher auch die Perlenkette. Somit ist klar: Doch nicht nur ein Albtraum. ;-)

 

Immer, wenn ich es mir innerlich - unnötigerweise - eng mache, dann tut es gut, das Gegenteil anzustreben.

Weiiiiiit machen, sagt eine Freundin von mir immer, und es schadet mir schon alleine deswegen nicht, weil ich dann weniger bucklig durch's Leben gehe. :-)

 

Was bietet sich in dieser Hinsicht vorstellungsmäßig besser an, als den Blick gen Himmel zu richten?

Und das tu' ich generell sehr gern.

 

Science Fiction. Weltall. Raumfahrt.

Das Interesse daran wurde mir praktisch bereits in der Wiege gelegt, wie ich - wenn mich nicht alles täuscht - bereits hier einmal erzählte. Mein Papa als Science Fiction-Fan gab seine Leidenschaft an mich weiter, und während ich die Melodien von "Krieg der Sterne" und "Buck Rogers" summte, baute ich das Teleskop-Spielzeug aus dem YPS-Magazin zusammen. Das war aus Karton, und ich fühlte mich wie ein Sternenforscher, wenn ich es in den abendlichen Himmel richtete und genau gar nichts damit sah.

 

Ich denke daran, dass die Voyager-Sonde seit über 40 Jahren unterwegs ist und die Grenzen (?) des Weltalls erforscht, und ich merke wieder, wie unfassbar überwältigend die Vorstellung von Endlosigkeit ist.

Wenn ich es so mache wie am Samstagabend, dass ich mir eine Genickstarre hole, während ich hochstarre und ein paar verglühende Perseiden innerhalb jeweils einer halben Sekunde erblicke, dann fühle ich mich klein und unbedeutend - im positiven Sinne.

 

Natürlich habe ich mir - wie man das bei Sternschnuppen so macht - etwas gewünscht. Dabei ging es um die Gesundheit von jemand mir Nahestehenden, meine eigene Gesundheit, um Arbeit und um Hormone.

Wünsche, die ich selbstverständlich nicht nur an die Präsenz von solchen Meteorströmen hefte, sondern die "auch so" in mir vorhanden sind.

Genau genommen gibt es kaum genug Perseiden für all meine Wünsche (oder die von euch und von allen Menschen überhaupt). Hundert Perseiden können pro Stunde am Himmel zu sehen sein, jedes Jahr, rund um den 12. August.

Soviele Wünsche sind doch ausformulierbar, nicht wahr?

 

Dass der Sternschnuppen-Regen mit meinem jüngst wiedererwachten Interesse für Astronomie zusammenhängt, ist eigentlich nur Zufall.

Jedoch ist ein Entschluss neu: Als ich zum wiederholten Mal eine dieser gleißend hellen Striche am Nachthimmel erblicke, nehme ich mir vor, mir noch in diesem Jahr ein Teleskop zu kaufen.

Ein richtiges - keines aus Pappe, als Beilage einer Kinderzeitschrift.

 

Das stärkste Teleskop der Welt wird gerade gebaut. Es hat schon jetzt den - zugegeben nicht sehr originellen - Namen "Extremely Large Telescope (ELT)", also "extrem großes Teleskop". (Fun Fact: Ein "Very Large Telescope" gibt es übrigens auch.)

In einem Observatorium in Chile wird es, mitsamt seinem 39 Meter Durchmesser-Spiegelsystem, stehen, und unter anderem dazu dienen, die Natur von dunkler Materie zu klären.

 

Solche hehren Ziele werde ich mit meinem künftigen ELKT (Echt Lächerlich Kleinen Teleskop) wohl nicht verfolgen können, aber ich möchte doch einige spannende Nächte auf meinem Balkon, auf dem Linzer Freinberg oder anderswo verbringen und in die Unendlichkeit des Weltalls starren, um meine eigene Endlichkeit begreifbarer zu machen.

 

Das wird euch jetzt zu philosophisch?

Aber da ist etwas dran, finde ich.

 

Jedenfalls habe ich jetzt, nachdem meine astronomischen Sinne wieder geschärft sind, das Sternenbild des "Großen Wagens" entdeckt.

Von meinem Balkon aus ...

... und nach fast fünf Jahren in dieser meiner Wohnung.

 

Nun gut.

Besser spät als nie.

 

Der klitzekleine Trigger, der mich da umschmeichelte, wollte mir dabei Folgendes sagen:

Das ist der selbe "Große Wagen", den ich schon von meinem Jugendzimmer-Fenster im niederösterreichischen Obergrafendorf bewundern konnte.

Das ist auch der selbe "Große Wagen", den ich vor über zehn Jahren von meinem Krankenhaus-Zimmerfenster erspäht habe.

Zu einer Zeit, als ich überall sein wollte - nur nicht dort, wo ich war.

Zwar nicht direkt "im Himmel" (eh schon wissen), aber weit, weit weg von allem.

 

In einer weit, weit entfernten Galaxis.

 

Ich sehe also dasselbe wie vor fünfunddreißig Jahren und wie vor elf Jahren. Und wie zig Male davor, ohne dieses und jenes Sternbild überhaupt bewusst wahrgenommen zu haben.

Unendlichkeit, die mir meine Endlichkeit aufzeigt.

Ich finde nichts Schlechtes daran.

 

Eines Tages werde ich selbst zu Sternenstaub... zumindest in meiner Vorstellung.

Zwar wird niemand meine Urne zum Mond schießen, aber der Gedanke gefällt mir dennoch.

 

Die Vorstellung der allumfassenden (das Wort stimmt schon wieder nicht, denn sie kann ja nichts umfassen) Unendlichkeit überfordert und fasziniert mich gleichermaßen - wie gesagt.

Wenn ich mich selbst in meinen Gedanken, Gefühlen, Ansprüchen und Verurteilungen einzuengen drohe, dann denke ich wieder an ihn... den "Großen Bären", der einfach IMMER da ist... wie der größte Rest seiner Kumpels da oben im Weltall.

 

Beruhigender Gedanke, nur ein kleines Stäubchen in diesem riesigen Universum zu sein.

So klein, dass nicht mal mein künftiges VBWVET (Verflucht Billiger Witz Von Einem Teleskop) mich in meiner ganzen gloriösen Winzigkeit einfangen kann.

 

Faszinierend!

 

 

(An dieser Stelle bitte die Star Trek-Titelmelodie vorstellen.)

 

 

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