Diamanten für den Chihuahua

Bringen wir es hinter uns und bemühen gleich zu Beginn eine sehr abgenutzte Floskel:

 

"Glück und Leid liegen nah beieinander."

 

Wenn etwas nach außen hin nahezu perfekt wirkt - das eigene Leben, zum Beispiel, und die eigene Gesundheit - dann kann eine Diagnose wie Krebs zur ultimativen Abrissbirne werden.

Klingt brutal, ist aber so.

 

Ist man selbst betroffen, so schrumpft die Welt zusammen auf einen kleinen Punkt.

Vergangenheit, Gegenwart und vor allem Zukunft verschwimmen ineinander, und nicht selten lässt einen die Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit an den Rand eines Abgrunds taumeln.

 

Nun ist es aber genug mit den, an den Haaren herbeigezogenen, metaphorischen Auswüchsen, nicht wahr?

Komm doch mal zum Punkt, Marco.*

 

Ich gebe zu: Seit ich selbst die Krankheit durchgemacht habe, springt mein Krebs-o-Meter unweigerlich an, wenn ich irgendwo in den (sozialen) Medien etwas davon aufschnappe.

 

Wie zum Beispiel: Ein Promi kriegt Krebs.

Der Promi hat scheinbar alles - vor allem Geld, Frauen (oder Männer), einen Pool, einen Ferrari, tausend Freunde Erfolg überall, einen Traumbody, ein Diamanthalsband für den Chihuahua.

... Und dann: Bäm! Tumor.

 

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch liest man den jeweiligen Bericht und glaubt zu wissen (oder zumindest zu ahnen) wie die betreffende Person sich fühlt. Vom Starlight-Himmel abgestürzt mitten in die Hölle.

 

Ein Anspruch auf Vollständigkeit ist nicht zu erheben (wie auch?), aber ein paar Berichte und Geschichten sind mir im Gedächtnis geblieben:

 

Wie die von Shannen Doherty, der "Brenda" aus der 90er-Jahre-Feelgood-Serie "Beverly Hills, 90210". Hab' ich nur sporadisch gesehen damals, aber die Schauspielerin ist mir - wie auch die meisten anderen - ein Begriff.

Shannen wurde schon vor längerer Zeit mit der Diagnose fortgeschrittener Brustkrebs konfrontiert, und nun ging sie mit der schlimmen Nachricht an die Öffentlichkeit, dass sich Metastasen im Hirn gebildet haben.

 

Da sind auch die Fußballer Philipp Hosiner, Sébastien Haller oder Heinz Lindner, die Tumoren an der Niere oder den Hoden behandeln und operieren lassen mussten.

 

Zuletzt erfuhr ich auch von Josh Homme, dem Sänger der von mir sehr geschätzten Band Queens Of The Stone Age, der sich der Therapie einer nicht näher spezifizierten Krebserkrankung unterzog.

Bruce Dickinson, Dave Mustaine, Tony Iommi, Sharon Osbourne, Anastacia, Rod Stewart... es gibt soviele Beispiele.

 

Sie alle zeigen:

JEDER kann betroffen sein - egal welches Ansehen, wieviel Ruhm oder Geld vorhanden ist.

Krebs macht keinen Unterschied.

 

Erzähle ich euch das nur, um euch zu deprimieren?

 

Nein.

Es zeigt nur, dass im Leben letztlich die Gesundheit das höchste und wichtigste Gut ist, denn sie macht keinen Unterschied, wem sie vollumfänglich zuteil wird und wem nicht.

(Da sage ich nichts Neues, oder?)

 

Ich bin in den sozialen Medien vor Jahren auf eine Frau gestoßen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Tabus rund um Krebserkrankungen aufzubrechen - gerade wenn es sich um fortgeschrittenen Krebs handelt.

Diese Frau ist - wie sie selbst schreibt - "aktivistisch" unterwegs, hält Reden auf Veranstaltungen, stellt Kontakte her und scheint niemals stillzustehen.

Auf Fotos ist sie strahlend schön, wirkt fast immer gut drauf, zeigt sich umringt von Freunden, macht mit ihrem Mann tolle Urlaubsreisen und berichtet von Events an unterschiedlichen Orten, an denen sie teilnimmt.

... Man könnte fast vergessen, dass sie seit Jahren fortgeschritten erkrankt ist und laut Statistik gar nicht mehr am Leben sein "dürfte".

Genau diese Tatsache - dass über ihrem Leben eigentlich ein permanentes Damoklesschwert schwebt und ihre Therapien vermutlich irgendwann eines Tages nicht mehr genügend wirken - dürfte, würde, möchte man eigentlich die ganze Zeit unter den Teppich kehren.

Und trotzdem kostet genau diese Frau, wie es scheint, jeden Moment voll und ganz aus.

 

Sie ist kein richtiger "Promi", wie ich es oben beschrieb, aber irgendwie auch schon - auf andere Art.

 

Jeder geht mit dieser Diagnose auf seine Weise um. Richtig oder falsch gibt es nicht, und die Krankheit sucht sich eben nicht aus, wen sie trifft.

 

Doch egal ob Hollywood-Promi oder Vorstadt-"Normalo" ... Krebs hinterlässt auf jedem Lebensweg einen scharfen Knick.

Nicht mal das Privileg von Reichtum, mehr (Behandlungs-)Möglichkeiten etc. gibt eine Garantie, dass man da lebend rauskommt.

 

Aber dennoch ... unter all dem Traurigen und Negativen, den dieser Gedanke beinhaltet, kann man auch  Tröstliches erkennen.

 

Egal, wer wir sind, wieviel wir haben und was wir auch tun:

 

Wahre Stärke lässt sich nicht von der äußeren Hülle täuschen... sie entsteht, wächst und gedeiht dann, wenn wir nicht im Geringsten damit rechnen, dass wir sie - die Stärke - jemals in dieser Weise brauchen werden.

 

Egal, ob wir in Beverly Hills am Pool einen Cocktail schlürfen oder ein Radler-Seiterl auf dem Balkon zischen:

Solange das Krebs-o-Meter still schweigt (und wenn auch nur für eine Weile), dann ist das Leben doch irgendwie echt schön...

 

 

 

* Ja, tatsächlich. "Sie" hat es endlich getan. :-)

 

 

 

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