Hermann und ich

"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ..."

 

... schreibt Hermann Hesse in seinem Gedicht "Stufen".

 

Mir ist nicht immer so lyrisch zumute, wenn ich etwas Neues beginne, aber grundsätzlich lässt sich sagen:

Ich bin Veränderungen nicht abgeneigt, wenn ich einen Nutzen oder auch eine Lehre daraus ziehen kann.

 

Was das Berufliche angeht, bin ich... nennen wir es mal: hartgesotten.

Einige Male schon habe ich den Sprung in kaltes Wasser, auf unbekanntem Terrain, gewagt, und dabei herausgekommen ist nicht immer etwas von Bestand, aber stets das, von dem ich mir im übertragenen Sinn etwas mitnehmen konnte.

 

Beispiele:

Durch meine sozialpädagogische Grundausbildung konnte ich meine ohnehin recht proper vorhandene Empathie noch gründlicher anwenden.

Die Bürokauffrau-Ausbildung hat mir danach keine praktische Tätigkeit eröffnet, aber ich habe seitdem immerhin das 10-Finger-Tippsystem drauf wie ein Weltmeister.

Studiensemester ließen mich in wissenschaftlichen (oft ganz schön trüben) Gewässern fischen, und bei der Metalltechnik-Ausbildung habe ich zwar nur ein paar Module absolviert, aber es gelang mir, mich für handwerklich-technische Themen zu begeistern - was mir in meinem jetzigen, endlich gefundenen (Traum-)Beruf durchaus zugute kommt.

 

Man sieht also: So schnell kann mich in Sachen Beruf und Veränderung nichts erschüttern.

 

Auch nicht jetzt, da ich meine Akustikertätigkeit auf eine zweite Filiale ausweite.

Es ist ein Job mit mehr Verantwortung und einem "Termin-Netz", das noch durchgetakteter ist.

Das bedeutet, dass ich meine Komfortzone verlasse und durch mehr Selbstständigkeit und Eigeninitiative noch mehr als zuvor auf meine Kompetenzen und mittlerweile über 3-jährige theoretische und praktische Erfahrung zurückgreifen kann - und muss.

 

Kurz: Es ist eine Chance für Wachstum, und der Zeitpunkt kommt mir gerade recht, denn es ist ohnehin eine Zeit der Veränderung für mich.

 

Das Motto ist nicht: Augen zu....

Das Motto ist jetzt: Augen AUF und durch.

 

Lernen, spüren, erfahren was geht und wieviel geht.

Sich nicht (mehr) soviel damit aufzuhalten, was nicht geht.

 

Ich weiß nicht - ist es mein "neues ICH" (das, genau genommen, eigentlich immer schon mein altes ICH war), das diese Klarheit und dieses Selbstbewusstsein in mir angestoßen hat?

Vielleicht.

 

Aber dennoch ... ich komme darauf zurück:

"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...."

 

und weiter heißt es:

 

"... der uns beschützt und der uns hilft zu leben."

 

Als ich damals die Diagnosen bekam und innerhalb weniger Tage mein ganzes Leben wie ein Kartenhaus scheinbar in sich zusammenbrach, hielt mich eine plötzliche Erkenntnis irgendwie aufrecht:

 

Egal wie schlimm es zu sein scheint... ich werde etwas daraus lernen, und es wird nicht nur alles schlecht sein, sondern es wird auch Gutes dabei herauskommen.

 

Ich habe recht behalten, und auch wenn ich eine Menge Steine und Felsbrocken aus dem Weg räumen musste - und sicher auch noch weiter muss.

 

Ich bin dankbar, dass es ist, wie es ist.

Es ist mehr, als ich damals - im Jahr 2012 - erwarten konnte oder zu erwarten wagte.

 

Noch etwas schrieb Hermann Hesse:

 

"Geduld ist das Schwerste und das Einzige, was zu lernen sich lohnt. Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf Geduld, braucht Zeit, braucht Stille, braucht Vertrauen."

 

Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

 

 

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