Urlaubs-Challenge

Okay, wir haben April. Ostern liegt gerade mal hinter uns, und ich will über URLAUB schreiben?

Aber ja - warum nicht?

Abgesehen davon, dass man für's Buchen schon frühzeitig dran sein sollte, so reicht ja schon der Grund der Sehnsucht nach Aus-Zeit.

Nach Ferne.

Nach dem Verlassen der gewohnten Umgebung und dem Sich-Einlassen auf Neues.

 

Urlaube sind nun nichts, womit ich extrem viel Erfahrung hätte.

Als Kind bin ich tatsächlich öfter "in die Ferien" gefahren, und das war auch das schöne Gefühl, dass ich mich um nichts kümmern musste. Es waren meine Eltern, die alles planen, bezahlen und organisieren mussten. Ich brauchte bloß um 3 Uhr früh aufstehen, mich mit einem Gefühl der Aufregung ins Auto zu setzen und über nächtliche Autobahnen beizufahren.

Das bedeutete Flitze Feuerzahn-Hörspielkassetten im Auto-Kassettenrekorder (meine armen Eltern!) oder auch Italo-Pop.... denn da ging es tatsächlich erst mal hin.

 

ITALIEN.

Senegallia.

San Benedetto.

Die Orte, an denen ich viele Spielzeugschaufeln im Strandsand versenkte - und genauso viele 100 Lire-Münzen in den Arcade-Spielautomaten in den zahlreichen Spielhallen, die mich wie magisch anzogen.

 

Oder JUGOSLAWIEN bzw. das heutige KROATIEN.

Auf die Insel Rab verschlug es uns mehrmals. Zwar vermisste ich, inmitten von Kies sitzend, meinen geliebten Sand, aber die Landschaft und das Essen ("Ich mag Dschuwedsch-Reis, Mutti!") zog mich doch in seinen Bann.

Später, als ich schon jugendlich war, machte ich meine erste etwas exzessivere Alkoholerfahrung, als ich mich an Fruchtbowle verging. Ich bereue nichts!

 

Zum Ende meiner Schulzeit ging es dann in eines meiner Traumländer: ENGLAND.

Wir machten eine Klassenfahrt nach Cambridge, und ich schwöre, dass ich heute noch den Weg vom Haus meiner Gastmutter, Mrs. Dryden, in der Cherryhinton Road, mit dem Fahrrad zur Universität finden würde.

Klischeehafterweise hieß das in der Nähe unserer Gastfamilien liegende Pub Three Lions, und es war tatsächlich so, wie man sich ein gemütliches englisches Pub vorstellte. Dass das Lager Beer eher dünn schmeckte (Schaum können sie halt nicht, die Briten) und wir nicht gerade die Nacht zum Tag machen konnten (Sperrstunde) - geschenkt. Für meine beste (Schul-)Freundin Birgit und mich war es wohl eine der besten Zeiten unseres Lebens.

 

Im Erwachsenenalter und bereits verdienend, konnte ich mir dann auch meinen ersten eigenen, selbst bezahlten Urlaub leisten. Jutta, eine Arbeitskollegin, und ich bevölkerten die Algarve in PORTUGAL, und es war kulinarisch der bis dahin köstlichste Urlaub. Tintenfische noch und nöcher! Sardinenpaste! Unglaublich wohlschmeckendes Weißbrot und die besten, saftigsten Tomaten, die man sich nur vorstellen kann (kein Vergleich mit dem, was einem heutzutage in hiesigen Supermärkten zugemutet wird).

Am meisten in Erinnerung geblieben sind mir die Karaoke-Nächte, die wir nahezu täglich bis 4 Uhr früh durchhielten ... und bei denen wir selber mitsangen. Eigenes Zeug und das der anderen (auf Holländisch, zum Beispiel).

 

Anschließend gab es lange nichts - sehr lange. Jedenfalls keine Auslandsurlaube, bis auf Stippvisiten ins benachbarte Deutschland.

Es lag an meinem unsteten Berufsleben, an Geldmangel, an fehlendem Biss, was Urlaubsplanung betraf.

 

Kurz nach meiner Krebserkrankung zog es meine damalige Lebensgefährtin und mich dann nach IRLAND, und das ist bis heute einer der besten Urlaube, die ich jemals hatte. Ich verliebte mich sofort in dieses raue und doch so schöne Land. Da wir mit dem Mietauto unterwegs waren, sahen wir so einiges, und eigentlich hätte sich die doppelte Dauer des Aufenthalts auch ausgezahlt. Jedenfalls wusste ich: Nach Irland muss ich zurückkehren, irgendwann.

 

Nun steht der nächste Sommerurlaub an, und durch meine beständige berufliche Situation kann ich mir durchaus etwas leisten.

Der Plan sah vor, dass es wieder England werden sollte.

Oder Irland.

Grundsätzlich stehen auf dem Wunschzettel auch Skandinavien und die USA, aber ich will zeitmäßig noch nicht zu weit in die Ferne schweifen.

 

Ich habe hin und her überlegt, und ich weiß, dass man sich mit dem Erfüllen von Träumen nicht endlos lange Zeit lassen sollte - aber man sollte sich auch gegen das eigene Bauchgefühl nicht wehren.

 

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich meine Auslandsträume noch um ein weiteres Jahr verschiebe.

Einerseits überfordert mich die Planung. Das mag komisch klingen - schließlich bin ich erwachsen, habe meine Möglichkeiten und bla bla.

Jedoch sehe ich einfach an vorderster Stelle die Sehnsucht nach Abschalten und Erholung.

Nach den letzten drei sehr anstrengenden Jahren kein frommer Wunsch. Und wo kann man besser abschalten und zur Ruhe kommen, als an Südenglands Küste oder auf irischen Spazierwegen nebst niedrigen Steinmauern?

Ja - stimmt.

Aber das Planen, Buchen, Reisen (Flugzeug? Mietauto? Öffis?) stresst mich bereits, wenn ich darüber nachdenke.

Zumindest dieses Jahr ist das so.

Dann denke ich an etwas, das seit langer Zeit - mindestens seit Corona - viel zu kurz gekommen ist:

Die Zeit, die Energie und die Investition in mich selbst und mein Gutfühlen.

Ich könnte meine Auslandsträume wahrmachen, stimmt - und trotzdem zuwenig für mich selbst tun.

 

Daher werde ich im näheren Umkreis bleiben. Vielleicht drei, vier Tage zum Abschalten wegfahren - nach Passau oder nach Tschechien.

Aber ansonsten werde ich in mich selbst investieren - wann hatte ich zum letzten Mal Massagen? Wann war ich zum letzten Mal schwimmen? Wann habe ich mir zum letzten Mal was wirklich Gutes getan? ... Und das Gute liegt oft nah.

 

Nein, für spektakuläre Urlaubsreisen reicht es noch nicht. Dabei stört nicht mal, dass ich alleine unterwegs wäre - im Gegenteil, ich würde meine Unabhängigkeit genießen.

Erst stehen noch dringendere Dinge an. Erst muss ich zur Ruhe kommen. Erst muss ich meiner Rastlosigkeit einen Riegel vorschieben und das Genießen wieder lernen. Etwas, das unterwegs irgendwann, irgendwo auf der Strecke geblieben ist.

 

Das wird wohl meine Haupt-Challenge sein, inmitten von Urlaubsfreuden: Loslassen, zur Ruhe kommen, Genießen.

Im Urlaub, und später - im Herbst - auf Kur.

 

Und dann können wir nächstes Jahr gerne über südenglische Küsten reden...

 

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