TikTok, zack zack!

Jugendliche verlassen in Scharen Facebook, lese ich auf Nachrichtenseiten.

Ich bin etwas verwundert. Ich wusste gar nicht, dass die Zuckerberg-Plattform überhaupt noch mehr als nur vereinzelt von jungen Menschen benutzt wird.

 

Wenn ich in der Straßenbahn sitze, sehe ich so gut wie keinen Teenie ohne Handydisplay vor der Nase.

Oft genug sitzt so ein 15- oder 16-jähriges Exemplar direkt vor mir und scrollt sich mit viel zu langen Acrylnägeln durch das Angebot auf beispielsweise Instagram.

Zack-zack-zack.

Ich versuche es immer wieder, aber es geht nicht - ich kann meinen Blick nicht mal für eine Sekunde lang fokussieren. Das Girlie vor mir ist schneller. VIEL schneller. In Windeseile rauschen die (vielen) Fotos und (wenigen) Texte auf dem kleinen Bildschirm vorbei. Mir wird fast schwindelig.

Zack-zack-zack.

 

Da kommt so ein älteres Semester wie ich nicht mehr mit. Ich brauche wesentlich länger, um überhaupt erst einmal zu erfassen, worum es in dem jeweiligen Beitrag eigentlich geht.

Ich habe Instagram mal probiert. Mit gutem Willen.

Hier kommt mein Geständnis: Ich bin zu alt dafür. Vermutlich auch zu blöd.

Mir sind das zuviele Fotos, zuviel Seichtes, zuviel Hochglanz, zuviel Unwichtiges.

Also, nicht dass Facebook dagegen der heilige Gral der gehobenen Internetkultur wäre... nein, das nicht.

Aber auf der Seite mit dem "f" kann ich wenigstens lesen. VIEL lesen, wenn's drauf ankommt.

Sicher, ich muss hier ebenso die Inhalte filtern wie auch überall sonst und nicht alles für bare Münze nehmen.

Auf Facebook nerven die "gesponserten" Beiträge fürchterlich.

Ich weiß: Das ist personalisierte Werbung. Manchmal wird mir allerdings auch angst und bang, weil ich glaube, Mark Zuckerberg kann Gedanken lesen.

Ich denke über gesündere Ernährung nach? - Bäm! Hier kommt Werbung für trendy Vanille-Shakes, die ganze Mahlzeiten ersetzen! Potzblitz aber auch!

So geht es weiter mit maritimen Armbändern (die Abklatsche von jenen sind, die ich bereits besitze), exotischen Kaffeekapseln mit dem Zuckergehalt einer kleinen Coladose (möchte wirklich jemand Latte mit "spicy Kürbisschaum" oder so?), kitschigem Wandschmuck (mit dem ich in tausend Jahren meine Wände nicht würde verschandeln wollen), hektischen Browserspielen (für die ich nicht hyperaktiv genug bin) und und und.

 

Aber was soll's. Ich bin ein altes Gewohnheitstier.

Seit 13 Jahren habe ich nun ein Facebook-Profil. So manches Mal scrolle ich mich auch nur gelangweilt durch, finde nur lauter Blödsinn und ärgere mich über verschwendete Lebenszeit. Aber ich stoße dann und wann aber auch auf interessante Musiktipps, spannende Denkanstöße in Form von Zeitungslinks, gewinne auch mal in dem einen oder andern Gewinnspiel (so geschehen letztens mit Iron Maiden) und verfolge natürlich auch die Beiträge meiner Facebook-Freunde.

Facebook ist nicht lebensnotwendig, aber es unterhält mich dann und wann doch ganz nett.

 

Nicht zu vergessen natürlich: Meine Blog-Beiträge bewerbe ich auf diese Art und Weise ebenfalls - sowohl über die spark!-Seite als auch privat.

Das ist nützlich für die Reichweite.

 

*tiefes Einatmen*

 

Okay, ich könnte natürlich auch noch auf Instagram und TikTok sein.

Will ich aber nicht.

Genauer gesagt: Ich habe mich ganz bewusst dagegen entschieden.

 

Erstens einmal, weil die Hauptintention dieser Plattformen - Optisches in Form von Fotos und Videos - für meinen Blog nicht wirklich passt. Ich verwende sehr wenige private und hauptsächlich lizenzfreie Fotos zur "Unterstreichung" und Aufhübschung meiner Beiträge und Facebook-"Teaser".

Darüber hinaus gibt es nix zu sehen. Das ist einfach so.

Ich bin nicht sonderlich fotogen oder videogen und hab's nicht so gern, mich ständig zu "selfie-sieren", um "sichtbar" zu sein.

Da halte ich mich lieber im Hintergrund (was jetzt kaum jemanden wirklich überraschen würde, der mich kennt ;-)).

 

Zweitens sind mir Instagram, TikTok, Snapchat etc. eben höchst unsympathisch.

Damit meine ich natürlich zum Beispiel die Promi-Glitzerwelt. Das mag nicht für andere gelten, aber mich zum Beispiel interessiert es nicht unbedingt, welches briefmarkengroße Designer-Bikinioberteilchen Heidi Klum auf ihrer Yacht (falls sie überhaupt eine hat) spazierenträgt, oder ob Vivian Veggiedream (okay, die hab ich jetzt erfunden) mit ihren Hafermilch-Chia-Muffins mit Cranberry-Topping nun eine Reichweite von 1 oder 2 Millionen Followern hat.

Vielleicht bin ich aber auch nur neidisch.

Bin ich?

 

NEIN.

Ich hasse Hafermilch.

Und das mit den Bikinioberteilchen......... na ja, ihr wisst schon.

 

TikTok wiederum mit diesen schnellen Videos, die man innerhalb von Sekunden wieder vergessen hat - es macht mich wahnsinnig. Ich komm' da nicht mehr mit. Dafür bin ich tatsächlich zu alt.

Ganz besonders zu alt, wenn ich an der Haltestelle den nicht älter als 12-jährigen Jungs mit wachsendem Grauen zusehe, wie sie sich das 30-sekündige Fullspeed-Arschgewackel eines "Tiktok-Stars" in der App ansehen.

Voll cringe, Digga!

 

Mir ist das alles zu schnell, zu nichtssagend, zu oberflächlich und eben zu - modern.

Das sieht man auch daran, wie Jugendliche zum Beispiel auf Whatsapp schreiben: beidhändig mit nähmaschinenschnellen Bewegungen ihrer Daumen. Die haben schon fünf Texte fertig, während ich noch mit meinem kümmerlichen Wurstfinger über dem dritten Buchstaben des ersten Wortes schwebe und dann doch wieder das "R" statt des "T" erwische. Krawuzikapuzi!

 

Nun, was ist dann mit den "Krebs-Inhalten" auf den sozialen Netzwerken und sonstigen Kanälen?

Das kann man freilich nicht in einem Absatz abhandeln - eigentlich - aber auch hier gilt wieder für mich: Ich fahre da auf eher konservativen Schienen.

Über die Jahre habe ich gelernt, die Inhalte zu filtern und zu unterscheiden: Sensationsheischende Panikmache mit möglicherweise Falschinformation oder informatives und/oder emotionales Eintauchen in das Krankheitsthema?

Es gibt viele persönliche Blogs, es gibt auch Blog-Netzwerke, die sich auch das Enttabuisieren von Krebs zum Ziel machen (das gelingt Martina Hagspiel & Co. mit "Kurvenkratzer" sehr gut... an dieser Stelle wieder einmal eine ausdrückliche Empfehlung!), es gibt über die bereits genannten Plattformen hinaus auch noch "V-logs", also Videotagebücher auf YouTube.

Ich bin bei der einen oder anderen Sache auch schon mal festgehangen, und manchmal ist es gar nicht so leicht, sich davon zu lösen. Dabei ist es sehr wichtig, dass man das, was man sieht und liest, nicht unmittelbar auf sich selbst umlegt.

 

Ich schrieb, ich bin auch hier eher konservativ, und ja - das stimmt.

Heruntergebrochen auf EIN Medium, das sich mit Krebs befasst, würde ich sogar sagen: Ich lese am liebsten Fachbroschüren und Fachbücher.

Wenn überhaupt.

Damals habe ich das getan, aber nur sehr, sehr selektiv. Viel hilft nicht viel, habe ich für mich begriffen.

Es gibt, auch was Krebs betrifft, ein Überangebot auf dem Markt, und da ich nicht auf rührselige Stories und aufgeblasene Drama-Artikel (Urheber ausdrücklich: "die Medien" und nicht die erkrankten Personen selbst) stehe, blätterte ich damals (heute nicht mehr) beispielsweise durch die zahlreichen Folder und Broschüren der Krebshilfe.

 

Da kann ich wenigstens die Bilder anschauen, so lange und so oft ich will.

Ohne Acrylnägel und ganz ohne Cringe.

 


BLITZLICHT im Urlaub
Wer heute schon auf's Blitzlicht (den wöchentlichen Kommentar des Krebshilfe OÖ-Beratungsteams) gewartet hat:
Monika gönnt sich gerade ihren hochverdienten Sommerurlaub ⛱️ und wird in 2 Wochen wieder an dieser Stelle zurück sein.

 

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