Duo Hippy in Senegallia

Drei Eis am Tag.

D. R. E. I.!

Ja, ihr habt richtig gelesen.

Großeltern sind super... Sommerurlaub ist super... das erste Mal am Meer... alles super!

DREI Eis am Tag durfte ich essen. Glorreiche 70er und 80er-Jahre, als Zuckerräusche noch gesellschaftlich geduldet waren und ich einfach alles durfte - in jenem Sommer an der Adria, in Italien.

 

Dolce far niente im noch nicht mal zweistelligen Kindesalter - das bedeutete: Sand in den Sandalen (voll egal), mit Kindern spielen, die eine andere Sprache sprechen (auch voll egal), Comics lesen, Eis essen, Eis essen, Eis essen, das blaugrüne Meer.

Mit Quallen drin. Die eine oder andere Begegnung mit ihnen hat mir zwar ein mildes Trauma beschert, aber das war sofort vergessen, wenn wir durch die Märkte in Senegallia stromerten, ich Spielzeug bekam... und ein Eis. Schon wieder. War das geil! (Das Wort kannte ich noch nicht, aber so hätte ich es wohl genannt.)

 

Und dann, im darauffolgenden Jahr (oder zwei Jahre später - ich weiß es nicht mehr genau): Ein noch schönerer Urlaubsort mit dem klangvollen Namen San Benedetto del Tronto. Dort war ich zwei Mal. Wieder mit den Großeltern und dann noch mit Mama, Papa und Schwester.

In Erinnerung geblieben sind mir - neben dem Gelato - die unzähligen Arcade-Spielautomaten, in denen ich Unmengen von 100 Lire-Stücken versenkte, um Galaga, Missile Command, Donkey Kong und Moon Patrol zu spielen. Meine Zocker-Leidenschaft wurde damals geboren, in den italienischen Spielhallen.

 

Unvergessen, wie wir damals meine an Masern erkrankte Schwester im Bungalow vor dem Nachbarn - einem urlaubenden italienischen Arzt mit seiner Familie - versteckten, denn zur damaligen Zeit hätte ein Kind mit einer derart infektiösen Krankheit in Italien unweigerlich ins Krankenhaus gemusst.

Derselbe (ahnungslose) Arzt hat sämtliche Kinder der Bungalow-Siedlung ins Freiluft-Kino eingeladen. Plus Eis am Stiel für jeden Knirps. Was konnte es Besseres geben? Okay... meine Schwester versauerte mit fleckiger Haut und Fieber im Zimmer, aber das bedeutete ja nicht, dass ich mir das entgehen lassen musste, oder? ;-)

 

Dafür lief ich einmal los, als sie wieder (halbwegs) gesund war, zum Kiosk um die Ecke, um Eis (was sonst?) für uns zu holen.

Das Eis hieß Hippi (oder Hippy) und ich wollte zwei davon. Ich reichte mit der Nase gerade mal so an die Theke... und wusste plötzlich nicht mehr, wie man die begehrten zwei Eis bestellt.

Due Hippy?

Duo Hippi?

Das war dann in etwa so:

"D... Duo...... due.... duo.... H-h-..... due...."

Und dann lief ich auch schon davon.

Ohne Eis. Aber dafür mit dem bohrenden (oder wohl amüsierten) Blick des Kioskbesitzers in meinem Rücken.

 

Einige Sommer später eroberte die Familie Sch. die andere Adria-Seite: das damalige Jugoslawien.

Die zeitmäßig zähe Überfahrt zur Insel Rab bescherte mir einen (unerkannten) Sonnenstich, sowie üble Sonnenbrände. Doch Kinder sind zäh, und dieses spezielle Exemplar hier würde in einigen Jahren zur "Bräunungs-Aufhübschung" in der neuen großen Stadt auch noch Solarien besuchen. Hätte die Früh-Neunziger-Marlies gewusst, dass ihr mal ein Melanom blüht, wäre da wohl einiges anders gelaufen.... aber ich schweife ab.

 

Zurück zu den Jugoslawien-Urlauben:

Die Spielautomaten waren weniger geworden, dafür interessierten mich die (schlecht gepressten) Bryan Adams- und Wham!-Langspielplatten in den Läden viel mehr. Nebenbei gab's natürlich auch noch herrliches Essen, schöne Kiesstrände - und den ersten Rausch meines Lebens.

Ich war 15, und es war Fruchtbowle, und ich hatte bittersüßen Liebeskummer, weil ich jemanden in der Schule "zurücklassen" musste. Trotzdem: Traumhafte Kinder- und Jugendzeit!

 

Mit der Schulklasse fuhr ich auch mal weg. Bildungsreise! Nach England! Für mich hat es bisher kaum etwas Aufregenderes gegeben. Mit meiner besten Freundin saß ich im Red Lion-Pub in Cambridge und trank ...äh... Heineken-Bier (warum auch immer).

Mit dem Inselaufenthalt begann jedenfalls eine Liebe, die sich noch viele Jahre nicht wieder erfüllen sollte (ebenfalls: warum auch immer), und erst für das kommende Jahr - also 2023 - ist wieder etwas in Planung.

 

Plötzlich war ich dann irgendwann erwachsen und verdiente mein eigenes Geld. Das erste Urlaubsgehalt führte mich und eine Freundin nach Portugal. Der Atlantik hieß uns willkommen, und damit beispielsweise auch der südwestlichste Punkt Europas. Ansonsten genossen wir in Praia da Rocha a vida noturna - und sangen jede (JEDE!) Nacht Karaoke bis 4 Uhr früh.

 

Danach riss es ab. Kann euch leider nicht sagen, wieso. Vermutlich konnte ich mit meinem Geld nicht gut genug umgehen und haute es anderweitig auf den Kopf anstatt es für Reisen auszugeben.

Jedenfalls folgte eine sehr lange Zeit ohne wesentliche Auslandsaufenthalte. (Ein einziger Kroatien-Urlaub Ende der 90er war die Ausnahme.)

 

Bis zum Jahr 2013, kurz nach meinen Krebserkrankungen, als ich nahe Doolin an den irischen Steilklippen - Cliffs of Moher - stand und mir den Wind durch die Chemolöckchen wehen ließ.

Wer hätte jemals gedacht, dass ich mal gebratene Blutwurst zum Frühstück essen würde?

Oder soviele "Seelenorte" (inklusive Steinkreise und Hügelgräber) finden würde?

Seitdem schlägt mein grünes Herz eindeutig schneller, und für mich war wieder mal klar: Meine Urlaubstendenzen gehen eher in Richtung Norden.

Die Karibik wird mich noch länger nicht zu Gesicht bekommen (sie wird es verschmerzen).

Dafür irgendwann mal die Polarlichter. Oder Elche.

Oder die südenglische Küste für den Anfang. Nächstes Jahr... das ist fix eingeplant.

 

Und dann wartet noch DER Traum schlechthin, und ja - ich weiß: Auf Träume soll man nicht warten, sondern sie sich möglichst gleich erfüllen, denn man weiß ja nie...

Doch die USA sind keine Kleinigkeit.... unter 3 Wochen kaum auch nur im Ansatz zu bereisen - auch wenn man sich nur auf (Süd-)Kalifornien beschränken möchte, wie ich.

Irgendwann.

Ganz sicher irgendwann...

 

Wie?

In diesem Beitrag ging's nicht wirklich um Krebs?

Stimmt.

Aber ich denke, das hat niemanden wirklich gestört. Die Themen in den letzten Wochen und Monaten waren mitunter "schwierig"... wir haben uns ein wenig gedankliche Fruchtbowle mit Cevapcici, eine Runde Pac Man, Kalkitos-Rubbelbilder und Ananas-Bonbons verdient.

Es ist Sommer!

 

Darf ich dich auf ein Eis einladen?

 

DUO HIPPY (... prego)!

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Kommentare: 1
  • #1

    sabine (Dienstag, 28 Juni 2022 15:15)

    Wart, ich hol mir ein Twinny ausm Kühlschrank! Da hamma beide was davon :-) ich mag das Grüne