Sehnsuchtsorte

Wie jetzt?

Sehnsuchtsorte?

Ernsthaft?

Jetzt spinnt sie langsam, mögt ihr vielleicht denken.

Zuviel Traumschiff und Rosamunde Pilcher gesehen?

 

Jedoch: Es ist nun mal der geeignetste Ausdruck für all diese persönlichen Landkartenfleckchen, an die wir uns hinträumen können... egal ob wir schon wirklich dort waren oder nicht.

 

Ein geistiges Verweilen an Orten, die eine Auszeit von der oftmals nicht angenehmen Realität bedeuten und uns mitunter neue Kraft schenken.

Ich meine damit natürlich auch die allseits bekannten Fantasiereisen, die man unter Anleitung oder auch ohne unternimmt, und mit denen man sich gut entspannen kann (oder auch nicht, wie mein Beispiel zeigt).

 

Nein, ich kuschle mich nicht in mit Traumfängern bestickten Decken, höre Klangschalenmusik und drifte glückselig dabei weg, während ich in Gedanken die Sandkörner unter meinen Zehen spüre, als ich über den imaginären Palmenstrand schlendere.

Das ist irgendwie nicht ganz mein Ding.

 

Ich komme sowieso nicht drumherum, also kann ich es auch gleich gestehen:

Ich schaue einschlägige Videos.

 

Nein, keine Reiseberichts-DVDs oder Länderdokumentationen (obwohl ich auch da nicht abgeneigt bin).

Ich hole mir stattdessen den Kick mittels YouTube, wo ich mir am liebsten "Driving (around)"-Clips ansehe. In diesen werden Kameras auf Auto-Armaturenbrettern montiert oder neuerdings auch auf E-Scooter-Lenkstangen und dann werden Straßen und Landschaften abgefahren.

Funktioniert auch zu Fuß mit einer Art Bodycam.

Also so eine Art virtuelles Sightseeing, vorzugsweise ohne Moderation.

 

Es gibt nix Entspannenderes für mich.

 

Ich kann mir stundenlang ansehen, wie YouTuber mit dem Auto die Hollywood Hills oder den Sunset Strip abfahren. Mittlerweile würde ich mich in Los Angeles vermutlich zurechtfinden, ohne bereits dagewesen zu sein.

Mit dementsprechend langem Atem und viel Zeit lässt sich (etappenweise) auch einer 10-stündigen Autofahrt beiwohnen, die von der Las Vegas-Glitzerwelt bis nach New Mexico führt - schnurgerade Interstate Straßen und beeindruckende Canyons inklusive.

Ich war außerdem auch schon in den Ghettos von Baltimore, mitten am Times Square, fuhr über die Golden Gate Bridge und überquerte die Grenze nach Mexiko.

Ich ging in der Abenddämmerung bei Nieselregen in Manhattan spazieren, überquerte die knarrenden Planken des Spazierwegs nahe des Wonder Wheels auf Coney Island, sah die Space Needle in Seattle und marschierte an den Backsteingebäuden in Chicago entlang.

 

Ich liebe die USA, falls man es noch nicht gemerkt hat, und eines Tages fahre ich hin - soviel ist sicher.

 

Doch damit nicht genug.

Eine besondere Schwäche hege ich für... Züge.

So wie andere Leute Pornos konsumieren, schaue ich mir leidenschaftlich gern Führerstandsmitfahrten an (Stichwort für YouTube: Cabview) und lege mit den Tschufftschuffs Kilometer um Kilometer auf die vermutlich überhaupt entspannteste Weise zurück.

Ich war im Hochgebirge an der Grenze zwischen Montenegro und Kosovo (viiiiiiiele Tunnel!), habe halb Norwegen im tiefsten Winter durchquert, ließ selbstverständlich auch die Transsibirische Eisenbahn nicht aus und lernte ein malerisches Stück Holland rund um Utrecht kennen.

Wenn ich große Sehnsucht nach meiner Herzensheimat NÖ habe, sehe ich mir die Führerstandsmitfahrt von St. Pölten nach Wilhelmsburg an.

 

Ich gebe euch einen Tipp:

Wenn ihr mal genug von mir habt.....

... drückt mir ein Zugticket in die Hand und schickt mich weg. Ich bin euch am Ende noch dankbar dafür. ;-)

 

Ich brauche also was Handfestes. Obwohl ich durchaus mit einem reichhaltigen Vorstellungsvermögen gesegnet bin, sind autogenes Training, Meditation oder eben Fantasiereisen - wie gesagt - nicht wirklich etwas für mich. Vermutlich bin ich innerlich zu zappelig, um mich richtig fallen zu lassen.

Etwas anderes ist es, wenn ich in einer massiven Stresssituation bin und etwas brauche, um mich zu beruhigen und abzulenken.

Enge MRT-Röhren, womöglich auch noch mit Kopfgestell, sind mir ein Gräuel, da ich klaustrophob bin. Nicht nur einmal hat mir jedoch geholfen, mir mit aller Gewalt (denn es gelingt mir dennoch nicht leicht) vorzustellen, dass ich mitten im tropischen Grün einer weiten Insel stehe (erinnert sich noch jemand an die TV-Serie "Lost"?) und die Luft um mich tief einatme.

Es hat immer geklappt. Ich war auf der Insel - nicht in der Röhre.

 

Ich kann sie also empfehlen: die "Kurzurlaube" in den unterschiedlichsten Ländern, egal ob zu Fuß, per Bahn oder Auto.

Sie können nicht nur entspannende Wirkung haben, sondern sich als heilsam gegen die alltägliche Reizüberflutung erweisen, der wir ausgesetzt sind. Ich als eine, die sich immer schwer damit tut, die vielen Eindrücke, Gedanken etc. zu verarbeiten und bei der es oftmals nötig ist, "das System runterzufahren", hat mit diesen Clips sicherlich eine Möglichkeit gefunden, sich dabei helfen zu lassen.

 

Probiert es doch mal aus... :-)

 

Ein paar Beispiele:

 

Montenegro (Bahn)

Mariazellerbahn

Moskau (Tram)

NYC (Subway)

Sunset Strip L.A. (Auto)

Paris (Auto)

NYC (Nachtspaziergang im Regen)

Japan (zu Fuß)

 

Schreibt auch gerne in die Kommentare, was euch gefällt.

Viel Spaß!

 

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