The needle and the damage done*


*Song von Neil Young

Ich werde bald geimpft. Hurra! Es wird Zeit.

Nicht, weil ich zur Risikogruppe gehören würde (denn das tu' ich nicht), sondern weil ich körpernahe Dienstleisterin bin.

Meine Kollegen waren erst kürzlich dran, und auch ich habe eine Impfeinladung seitens meiner Firma bekommen.

Ich habe abgelehnt.

Grund: Astra Zeneca.

 

Es ist nicht dieses skeptische Anti-Astra-Bääääh-das will ich nicht-Ablehnen, sondern für mich war schnell klar, als erste Berichte über mögliche Thrombosen-Entwicklungen auftauchten: Nicht mein Impfstoff.

 

Ich mache seit 8 Jahren eine Antihormontherapie, die immer noch mit meiner Brustkrebserkrankung zu tun hat, da mein Tumor damals Östrogenrezeptor-positiv war.

Täglich schlucke ich eine Tablette mit dem Wirkstoff Tamoxifen und greife damit tief in meinen Hormonhaushalt ein. Das ist nicht immer lustig, da ich mit einigen Nebenwirkungen zu tun habe. Aber alles ist tolerierbar, und mittlerweile habe ich mich an Schwitzattacken im Sommer, an Muskelschmerzen und trockene Haut (um nur einige Nachteile zu nennen) ganz gut gewöhnt.

Ich bin froh, dass ich diese Option habe und weiter aktiv dazu beitragen kann, dass das Wiedererkrankungsrisiko, so gut es geht, minimiert wird.

Ich werde dieser Therapie demnächst einen eigenen Beitrag widmen, denn das habe ich bisher noch gar nicht getan.

 

Eine Nebenwirkung von Tamoxifen ist ein erhöhtes Risiko einer Thrombosebildung. Ich habe den Beipackzettel nicht in aller Genauigkeit studiert, doch das ist mir hängengeblieben.

Als sich nun also die negativ gefärbten Berichte über das Astra Zeneca-Vakzin häuften und von Thrombosen die Rede war, regte sich in mir sofort Widerstand: Kein Astra für mich.

Dann stellte sich heraus, dass die betrieblich organsierte Impfung genau damit erfolgen würde, war ich - gelinde gesagt - angepisst (obwohl niemand "schuld" war).

Das aber auch deshalb, weil ich ohnehin schon ungeduldig auf meinen Impftermin gewartet hatte.

Für mich gab es von vornherein nicht viel zu überlegen, und dabei dachte ich in erster Linie nicht an mich.

Ich arbeite hauptsächlich mit teils sehr betagten Menschen auf engem Raum unter häufiger Unterschreitung des Mindestabstandes. Ich sehe mich in einer Verantwortung, die über meine eigene Befindlichkeit hinausgeht (und darüber hinaus bin ich auch persönlich überzeugt, dass die Pandemie nur mittels Durchimpfung unter Kontrolle gebracht werden kann - diese Einstellung muss natürlich nicht jeder teilen).

 

Jetzt stand ich also - 2 Tage vor dem angesetzten Impftermin - vor dem Problem, dass der Pieks in greifbarer Nähe war, doch da war noch das Problem mit dem Thromboserisiko.

Was sollte ich tun? Klar wurden Medienberichte mitunter auch aufgebauscht, aber es lag nun mal auf der Hand, dass es einige Vorfälle gegeben hatte.

Googeln brachte nicht den gewünschten Informations-Erfolg. Es gab noch keine öffentlich diskutierten Untersuchungen zu möglichen Wechselwirkungen zwischen Astra und Tamoxifen.

Aber besonders gründlich durchforstete ich das Internet nicht - das ist etwas, das ich mir grundsätzlich abgewöhnt habe.

 

Ich rief meine Hausärztin an und fragte sie direkt, ob ich in ihrer Ordination geimpft werden könnte, sobald es möglich war. Jedoch durfte sie den Impfplan nicht übergehen, und so empfahl sie mir, den von der Firma initiierten Termin wahrzunehmen.

Ich bedankte mich, beendete das Gespräch und beschloss, es dann halt durchzuziehen.

 

In der darauffolgenden Nacht schlief ich nicht gut. Ich grübelte... war nervös... zweifelte... und konnte mich eines warnenden Gefühls in der Magengrube nicht erwehren.

Ich war nicht überzeugt. Tief im Innern wurde mir immer klarer, dass ich nach wie vor Ressentiments gegen diesen Impfstoff hatte.

Da war schon auch eine Stimme, die abwinkte und mich ermahnte, mich doch nicht so anzustellen, aber diese Stimme hatte nicht besonders viel Gewicht. Eindringlicher war dieses mehr von Vernunft und weniger von Emotionen geleitete Bewusstsein: Astra Zeneca ist nichts für mich. Will ich nicht. Punkt.

 

Am nächsten Tag versuchte ich meine Onkologin im Krankenhaus zu erreichen, und da sie nicht im Haus war, wurde ich zu einer Kollegin - die ich ebenfalls kenne und die auch mich kennt - durchgestellt. Ich erzählte ihr von meinen Bedenken. Sie sagte mir, dass sie keine fachliche Impfempfehlung abgeben könne, doch in persönlicher Hinsicht würde sie mir in meinem Fall definitiv von Astra Zeneca abraten.

Abraten.

So wie mein Bauchgefühl mir davon abgeraten hat.

Ich fühlte mich bestätigt.

 

Ich war erleichtert und sagte den Impftermin ab.

Ich war sogar froh. Nicht nur weil ich mich dem unnötigen Risiko nicht aussetzen würde, sondern weil ich meinem inneren Gefühl vertraut habe.

 

[An dieser Stelle möchte ich jedoch ausdrücklich den Hinweis einschieben, dass es meine persönliche Entscheidung ist, das Impfangebot mit dem Astra Zeneca-Vakzin nicht anzunehmen und auf eine Möglichkeit mit einem anderen Impfstoff zu warten.

Diese Entscheidung hatte letztlich weder mit der einen, noch mit der anderen ärztlichen Empfehlung zu tun.]

 

Wenn mein Kopf, mein Bauch, meine Seele oder was-ihr-wollt sagen: Mach das nicht - dann mache ich es nicht. Egal wie vernünftig oder logisch Gegenargumente wären.

Wenn es darauf ankommt, hilft mir ein Blick nach Innen, und ich weiß, was zu tun ist.

Leider habe ich es noch nicht geschafft, das in jeder Lebenslage so anzuwenden, aber wenn es wirklich darauf ankommt, dann offenbar schon. ;-)

 

Übrigens stehe ich jetzt auf einer Warteliste meines Krankenhauses, und es kann jeden Tag soweit sein, dass ich DEN Anruf bekomme und meinen Pieks bald in Empfang nehmen darf.

Mit einem anderen Vakzin, versteht sich.

Keine Ahnung, ob damit mein Thromboserisiko auf Null sinkt (wohl eher nicht) oder mir sonstige lästige Nebenwirkungen erspart bleiben (vermutlich auch nicht), und ich weiß auch nicht, welcher Impfstoff "besser" ist und inwieweit man überhaupt von Vertrauenswürdigkeit sprechen kann, was die Wirkung betrifft.

Ich sehe Impfen, wie gesagt, für mich als Notwendigkeit an.

 

Doch egal, wie es zu werten ist: Wichtig ist, sich selbst zu vertrauen und sich nicht selbst zu übergehen, wenn sich innerlich etwas "spießt".

Zu oft ignorieren wir Zweifel und Abneigungen oder nehmen Dinge einfach hin, zu denen wir aus tiefstem Herzen eigentlich nicht bereit sind.

Genauso übersehen wir vielleicht, dass wir selbst in vielen Fällen bereits Entscheidungen getroffen haben, die goldrichtig sind - wir wissen es nur vielleicht (noch) nicht.

 

Es zahlt sich aus, auf's eigene Bauchgefühl zu vertrauen.

Für mich hat es sich wieder einmal bestätigt.

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