Interludium (this is not what you expected)

 

"Here it comes, here it comes, here it comes, here it comes
Here comes your nineteenth nervous breakdown"

 

Es braucht keinen Mick Jagger und seine Rolling Stones, um mir dies anzukündigen.

 

Außerdem: Mir reicht schon ein Nervenzusammenbruch.

Und den HATTE ich eben oder war zumindest kurz davor, denn der Albtraum jedes Bestseller-Autors oder zumindest jeden Bloggers ist eingetreten, und

 

JAAAAA

 

 ... es passiert jedem einmal - nun auch mir.

 

 

Stellt euch vor, ihr seid eh schon spät dran mit dem neuen Blogbeitrag, weil der nämlich am nächsten Tag veröffentlicht werden soll. Nach einem LANGEN Arbeitstag und danach etwas Sport setzt ihr euch frohen Mutes hin, tippt, tippt, freut euch, weil ihr wieder so supereloquent die Sätze raushaut und tippt ... und tippt.... und dann seid ihr fertig. Toll hingekriegt, wie immer! Ihr seid nicht ganz zufrieden mit dem Bild, vergrößert es, verkleinert es, verschiebt es, und dann beschließt ihr: Ich nehm' ein anderes Bild. Ihr löscht das Bild.

 

....

 

...und blöderweise versehentlich auch gleich den GANZEN Text.

 

In der nächsten Sekunden beschleunigt sich der Herzschlag von geschätzten 70 bpm auf etwa 140 bpm (inkl. Extrasystolen), und ihr drückt mit zitternden Fingern ungefähr 27 Mal den "Zurück"-Button, macht Copy & Paste ohne Copy und stammelt sekundenlang nur ein einziges Wort mit wimmernder, sich tonfrequenzmäßig hochschraubender Stimme:

"Nein-nein-nein-nein-neinneinneinneinnnn-NEEEIIIIIIINNNN!"

 

Und ihr begreift: Kein gewaltsames Durchforsten und Totklicken der Browser-Chronik bringt euch euren neuesten Literatur-Nobelpreis-verdächtigen ...... Beitrag.......... zurück.

Er ist weg.

 

We-heeeeech.

 

Ihr wisst nicht, ob ihr den Laptop schrotten, einen Heulkrampf kriegen oder mit den Schultern zucken sollt:

Irgendwann trifft's halt jeden.

 

Was ich genau weiß: Nix geht mehr. Nicht heute. Nicht in der gleichen Form.

Das Thema des heutigen Beitrags ist mir persönlich zu wertvoll, um es im müden Zustand (hey... 22:30!) aus dem Gedächtnis nochmal halbherzig zusammenzustoppeln. Es käme am Ende sowieso nicht mehr das Gleiche raus, und ich bin zu aufgewühlt... zu aufgebracht.

 

"You better stop, look around"

... weiß Mick und schlenkert mit den Hüften.

 

Hier aber schlenkert gar nix mehr.

Ich sitze jetzt nur noch hier, süffle meinen Prosecco aus der gar nicht umweltfreundlichen 0,2 Liter-Dose und rette mich .... nein, hangle mich rüber zum nächsten Beitrag in der kommenden Woche.

 

Und wisst ihr was?

Ich bin ja auch nur ein Mensch, und so lasse ich den Nervenzusammenbruch an mir vorüberziehen, schreibe einfach drauf los und speichere den Text dann etwa alle 10 Sekunden ab. Nur damit Murphy's Law keine Chance mehr habt - ihr versteht.

 

Wäre ich so eine schreibende Wunderbrumme, dann würde ich mir ja echt noch alle Mühe geben, aber: siehe oben.

 

Und so sitze ich jetzt hier und berichte euch aus dem Leben gegriffenes Halb-und-voll-Triviales, denn es gibt ja noch sovieles, was ihr (oder die meisten) nicht von mir wisst:

 

Dass ich hier im völlig Finsteren sitze und wahrscheinlich die Prosecco-Dose sowieso noch umstoße und über meinen Laptop schütte.

 

Dass ich gerade das T-Shirt trage, das ich damals im Krankenhaus kurz nach OP Nr. 1 trug und von dem mein Chirurg den Bandnamen - etwas ratlos - bei der Visite abzulesen versuchte (Pantera).

 

Dass hier neben mir eine hellgrüne Gymnastikmatte auf dem Boden liegt, die nun schon die 3. Woche mein bester Freund ist.

 

Dass dieses Jahr 2020 das Jahr ist, indem ich unermesslich wachsen durfte (bisher) und das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist.

 

Dass rechts neben mir ein Kochbuch an der Wand lehnt, das mich motivieren soll. (Nun.... ähm.....)

 

Dass ich auf ein Foto von meinem Herzenshund blicke, wenn ich geradeaus schaue, und weiß, dass ich Sina jeden einzelnen Tag schmerzlich vermisse und sich das auch nicht ändern wird.

 

Dass ich weiß, dass dieser Blog keine Tausende "Follower" hat und auch nie haben wird, und ich mich bewusst für eine gewisse Autonomie und Intimität entschieden habe: für euch und für mich. (Und übrigens freue ich mich über jede/n Leserin - seit Beginn an und hinzugekommen. DANKE!)

 

Dass ich Augenblicke erlebe, die sich tief in mir verankern, grausam und heilig zugleich, und ich sie nehme und schützend meine Hände darüber halte, voller Akzeptanz, voller Demut und mit weitem Herzen.

 

Dass ich zwar heute keinen Punktlandungs-Beitrag in die Blogger-Sphären schleudern werde, aber dass ich trotzdem gerade grinsend und mit allmählich sich leerender Prosecco-Dose (mein Gott, wie lange kann man bitte an 200 Millilitern rumsüffeln??) dasitze, noch unter die Dusche muss, weil mir der Workout-Schweiß noch am allmählich leichter werdenden Körper klebt, ich mir dann noch mein Beastie Boys-Buch (stolze 2,1 kg) für ein paar Seiten als Bettlektüre auf den (noch!) Schwabbelbauch hieven werde und dann...

 

... werde ich mich nochmal kräftig ärgern, weil mein allzu lässiges Ich-lösch-mal-schnell-ein-Bild-Verhalten in einer Fast-Katastrophe gipfelte und es verdammt schade um diesen echt nicht schlechten Beitrag ist.

 

Oh, who's to blame, that girl's just insane

Well nothing I do don't seem to work
It only seems to make matters worse, oh please

 

Aber was weiß schon Mick? Der soll ruhig weiter sein Emotional Rescue-Honkytonk-Zeug singen, während ich ganz sicher weiß:

Es gibt eine nächste Woche.

Es gibt einen nächsten Beitrag.

Egal, was kommt, es geht weiter.

Es geht immer weiter.

So oder so.

 

Darauf einen letzten Proseccotropfen.

 

P.S.: Und weil ich gerade so verwegen drauf bin, veröffentliche ich diesen Notnagel (der euch hoffentlich trotzdem ein wenig unterhalten hat) auch schon heute.

Am Montag.
Nicht Dienstag.

 

Warum?

 

Weil ich es kann.

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Jac (Dienstag, 11 August 2020 01:15)

    Prost! ;)