Birne ohne Helene

"Der Weltraum... unendliche Weiten."

So beginnt jede Folge von Raumschiff Enterprise.

Was das mit der Birne auf dem Bild zu tun hat?

Nun...

...heute geht's um's Essen. Und da fällt mir derzeit unzufriedenerweise der Ausdruck "unendliche Breiten" ein.

Es ist wieder soweit!

Der Umkehrschwung ist fällig!

 

Was ist passiert? Es ist ganz einfach: CoV-2 ist passiert.

Das ist die perfekte Ausrede. Schlau, nicht wahr?

Ich saß viel zu Hause, buhuhu. Hatte nicht viel zu tun außer Essen. Buhu. Weil ich nicht soviel rausgegangen bin, hat mir auch die Bewegung gefehlt. Buhuhuuu. Und nun arbeite ich, und es muss sich auch erst alles einpendeln mit Jausnen, Kaffeekonsum und schnelle Mittagessen. *schluchz*

 

Sehen wir den nackten (<- oh nein, alles nur das nicht!) Fakten ins Gesicht: Da sind ein paar (😇) Kilos dazugekommen, vom Wohlfühlgewicht haben wir (na gut - ICH) uns entfernt, und eigentlich ist das alles nicht mehr so richtig lustig.

 

Warum dieser exklusive Tatsachenbericht nun nicht in "Frau im Spiegel" steht, sondern in eurem Lieblingsblog, ist leicht erklärt:

Es lässt sich mühelos eine Brücke schlagen zum Thema Krebs. (Das kommt jetzt vermutlich überraschend.)

 

Ihr kennt mich mittlerweile. Bevor ich jetzt passenderweise den Zeigefinger heben würde (bei mir wär's eher der Mittelfinger), mach' ich das anders.

Moralisieren liegt mir fern, kluge Tipps mögen bitte andere geben, und sonstige flammende Reden, wie makrobiotisch-buddhistisch-rohköstlerische Superdiäten und -ernährungsumstellungen maligne Zellen im Staub zermalmen - geschenkt. Wissen wir eh.

Krebszellen mögen keine Himbeeren. Schon mal gehört? Zum Salzkaramell-Eisbecher würden die auch verdammt gut passen. Noch ein paar Schokosplitter drauf, und fertig ist der Tod aufgrund von Verfettung.

 

Aber so einfach ist das nicht. Makrobiotischer-oder-sonstiger-seits nicht und auch das All-you-can-eat-Buffet soll so schnell nicht verteufelt werden (außer es ist teuer bei mieser Qualität).

 

Wie war und ist denn das bei mir?

Als Kind eher normalgewichtig, hatte ich meine erste Moppelphase mit etwa 12. Da haben wir nämlich in der Dienstwohnung einer Autobahnraststätte gewohnt, und somit saß ich an der Quelle. Lust auf Schokotorte? Ab in die Kühlkammer. Spaghetti Carbonara? Sind in 5 Minuten fertig. Cola, Fanta, alles da.

Danach ging's so auf und ab, aber es bewegte sich alles in annehmbarem Rahmen.

Im Erwachsenenleben neigte ich beispielsweise in Beziehungsphasen dazu, mich der bequemlichen Völlerei hinzugeben, und dann war das Gesicht eben etwas runder und der Bauch etwas plastischer. Ja, mei... passiert halt.

 

Und nicht, dass ihr jetzt denkt, dass der böse Tumor dem Speck ein Ende gesetzt hat und mich abmagern ließ. (Ihr kennt sie doch, die Bilder von den ausgemergelten Gestalten in den Krankenhausbetten.) Nein - ich bekam von den Ärzten gewissermaßen das Startsignal:

ISS UM DEIN LEBEN!

Na ja, so haben sie's nicht ausgedrückt, aber die Message war schon: "Essen Sie, was Ihnen schmeckt. Hauptsache, Sie nehmen nicht ab."

Und was hab ich getan? Ich war gehorsam und habe gegessen, was mir geschmeckt hat... und nicht wenig davon.

Trotz Chemo? Ja, trotz Chemo.

Dazu muss man wissen, dass Chemotherapien oft keine Übelkeit mehr verursachen. Ich selbst hatte nur 2x einen Anflug von Unwohlsein in der Hinsicht.

Und ja - ich weiß: Es gibt auch andere Nebenwirkungen wie kaputte Mundschleimhaut und Durchfälle. Die verleiden einem die Nahrungsaufnahme oft sehr gründlich.

 

Ich war in der glücklichen Lage, dass mein Appetit immer da war. Gegen Ende hat zwar alles nach Kloreiniger geschmeckt, weil ich schon bis zum Anschlag voll mit Chemie war, aber ansonsten stand die Futterluke selten still.

Ich will's nicht alleine darauf schieben, aber auch das prä-Chemo-verabreichte Cortison war für den g'sunden Appetit mitverantwortlich. Und für's Mondgesichtchen auch.

 

Ich rollte also zusehends zu den Infusionstherapien ins Krankenhaus, und ja - ich gestehe es hier und jetzt: Nach dem Ende der Chemo habe ich kurzzeitig die dreistellige Kilogrenze geknackt. (Höre ich da ein Raunen?) Zu meiner Verteidigung: Ich bin nicht ganz so klein. Da verteilt es sich besser.

 

Danach ging's aufwärts mit der Gesundheit, aber abwärts mit dem Gewicht. Einerseits durch bewusstere Ernährung (nein, nicht makrobiotisch) und vor allem durch mehr Bewegung (in erster Linie Spazierengehen).

Ich will aber nicht verschweigen: Es ging die Kilozahl genauso rollercoastermäßig auf und ab wie schon früher, und das ist bis heute so.

 

Trotzdem (ehemaligen) KrebspatientInnen ohnehin oft dauerhaft das schlechte Gewissen im Nacken sitzt. Und dann kommen auch noch von allen Seiten und unter sämtlichen Steinen hervorgekrochen die Tipp-Geber und Hobby-Experten (ich rede hier übrigens nicht von Diätologen):

Da sind sie nämlich jetzt - die erhobenen Zeigefinger, und hey - die kommen ja gar nicht von mir.

Iss Nüsse. Iss keine Nüsse. Wenn, dann ketogen! Um Gottes Willen - lass die Milch weg! Und vor allem: kein Zucker! Meine Fresse - K.E.I.N Zucker! Werde am besten gleich zum frutarischen freeganischen Ovo-Lacto-Unflexitarier... aber vergiss die Chia-Samen nicht! Und denk immer daran: Der nächste Marsriegel kann die Schläferzellen aufwecken und dich umbringen!

 

Ja, gut, das ist ein kleines bisschen überspitzt dargestellt. ;-)

Gehört habe ich viel, was ich tun "sollte".

Geholfen in Richtung Gewichtsreduktion und Wieder-Wohlfühlen hat aber immer nur eins:

die Ernährungsumstellung.

 

Wissen tu ich, wie's geht. Die wunderbare Pia Wildfellner, Linzer Diätologin und Beraterin bei der Krebshilfe OÖ, hat mich schon einmal - streng und sanft zugleich - auf die richtige Bahn gelenkt.

Dass ich aus Bequemlichkeit und wegen Corona (DIE Ausrede, ihr erinnert euch an die Einleitung?) eine Ernährungsumstellung-Umstellung vorgenommen habe, dafür kann ja die Pia nichts.

 

Somit werde ich wohl wieder zum gesunden Meal-Prepper, esse künftig die Himbeeren ohne das Salzkaramell-Eis, und die Trekkingschuhe schnüren sich auch wieder praktisch von allein.

 

Werden die Kilos also wieder langsam purzeln? Das werden sie, und zwar mit Sicherheit.

Wird es irgendwann mal soweit sein, dass der eiserne Wille, mit dem ich diese Umkehrschwünge lostrete, in ein beständiges, überzeugtes Verhalten ohne Gewichtsschlenker übergeht?

Vielleicht nie. Vielleicht gehören die Speck-Ups-and-Downs halt zu mir - ich bin ja auch nur ein Mensch.

Jedoch... ich bin schon zufrieden, dass ich mich eben nicht damit abfinde, wenn ich merke: Da passt was nicht - damit fühle ich mich nicht wohl.

 

Aufstehen und tun, weil man die Wahl zur Veränderung hat - dieses Privileg hat nicht jeder, wie ich weiß.

Solange ich es kann, stehe ich immer wieder auf, drehe ein paar Schrauben und verändere meine Situation zum Guten.

Das zeichnet mich aus.

Darauf eine Birne Helene mit Schlagobers!

 

 

 

 

 

Na gut... nur die Birne. 

Face with Rolling Eyes on LG G5

P.S.: Eine Empfehlung von Herzen: https://diaetologie-wildfellner.com/

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